Berlin, Hausvogteiplatz, 1932 – rund 90.000 Menschen arbeiten hier für die größte Berliner Industrie: die Konfektion, vom Heimarbeiter bis zum Topdesigner. Berliner Mode, sie gilt als das Beste und Edelste, ist weltberühmt. Berliner Modenschauen sind ein Ereignis, ein strahlender Wettbewerb. Die Umsätze sind enorm, zumal im Ausland. Doch mit den Nazis kommt das Unheil. Denn plötzlich regieren am Hausvogteiplatz erpresserische Kaufverträge und nicht selten vorgehaltenePistolen. Es ist ein gigantischer, schier unaufhaltsamer staatlich organisierter Raubzug an den jüdischen Konfektionären. Mehr als 2000 dieser Betriebe fallen der Arisierung zum Opfer, begangen von den Nazis, im Verein mit Banken, Versicherungen und gierigen Geschäftsleuten, deren Namen, wie unter anderem Hugo Boss, bis heute am Modehimmel strahlen. Den Beraubten bleibt häufig nichts als Armut und Flucht. Bis in unsere Tage hinein kommentieren Profiteure von damals diese Diebstähle mit Genugtuung: “Die Arisierung war für uns der größte Glücksfall der Geschichte. Plötzlich war alle jüdische Konkurrenz verschwunden…” kommentierte 1987 Detlev Albers, Berliner Mode-Designer und einer der Nutznießer. Erholt hat sich die Berliner Konfektion von dieser Ausplünderung bis heute nicht. Der Journalist, Roman -und Sachbuchautor Uwe Westphal konnte mit Tätern von damals, mit Zeitzeugen und Historikern über diese beispielslose Zerschlagung der jüdischen Konfektions – und Modebranche sprechen.
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12.02.2017